Jacinta
„Eisbär“ sucht Familie mit Herdenschutzhund-Erfahrung
Mit ihrem schneeweißen Fell erinnert unsere Jacinta auf den ersten Blick tatsächlich an einen Eisbären. Wenn man noch genauer hinschaut, erkennt man, dass ihr beide Ohren abgeschnitten wurden – leider eine gängige Praxis in Spanien. Damit wären wir schon bei Jacintas Vorgeschichte, die leider zum großen Teil im Dunklen liegt. Was wir wissen ist, dass sie in einem Ortsteil von Granada gefunden wurde, wo sie ziel- und herrenlos umher irrte und schließlich von Gemeindemitarbeitern in unser dortiges Partner-Tierheim Sierra Nevada gebracht wurde. Dass die arme Seele nichts Gutes erlebt und schließlich ausgesetzt wurde, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen. Damals war Jacinta noch klapperdürr, dreckig und ungepflegt und kaum mit der bildschönen strahlenden Pracht-Hündin zu vergleichen, die wir jetzt vor uns sehen. Auch die Tatsache, dass Jacinta bei manchen plötzlichen und lauten Geräuschen oder ungewohnten Situationen Angst zeigt, lässt nicht auf eine glückliche Vorgeschichte schließen.
Da Jacinta in ihrem Heimatland kaum Vermittlungschancen hat, durfte sie schließlich zu uns nach Kronach reisen. Hier möchten wir uns bemühen, genau das richtige Zuhause für diese ganz besondere Fellnase zu finden. Und besonders ist Jacinta in der Tat: Sie dürfte ein Zentralasiatischer Owtscharka, auch Alabai genannt, sein, vielleicht nicht ganz reinrassig, aber wir vermuten doch zum größten Teil. Ob Jacinta jemals an einer Herde im Einsatz war, wissen wir natürlich nicht. Die Gene ihrer Vorfahren hat sie aber ganz sicher geerbt. Das bedeutet, dass sie erstens über einen sehr ausgeprägten Wach- und Schutzinstinkt verfügt. Als Bewacher eines Grundstückes ist sie somit unschlagbar. Des Weiteren ist Jacinta sehr stur. Da es diese Hunde gewohnt sind, auch ohne ihren Menschen Entscheidungen treffen zu müssen, hat sie ihren eigenen Kopf und ist nicht leicht zu erziehen. Ihr Freiheitsdrang ist sehr hoch und Befehle befolgt sie nur, wenn sie einen Sinn darin erkennen kann.
Jacinta ist kein Hund wie jeder andere und ganz sicher kein Begleiter für den „Otto-Normal-Hundebesitzer“. Um auf Anhieb genau die richtige Familie für sie zu finden, wünschen wir uns für unseren „Eisbär“ ein Zuhause mit Herdenschutzhund-Erfahrung und Menschen, die die Denkweise dieser stolzen Hunde verstehen und sich in sie hineinfühlen können. Wer einfach nur einen „normalen“ vierbeinigen Kumpel sucht, könnte mit Jacintas Art überfordert sein, was zwangsläufig zu einer Frustration auf beiden Seiten – Mensch und Hund – führen könnte. Das möchten wir vermeiden.
Sie sieht es als ihre Pflicht an, über das ihr anvertraute Revier zu wachen und nimmt diese Aufgabe sehr ernst. Das heißt, sie meldet jede Regung, die sie wahrnimmt, durch Bellen – und zwar am Tag und in der Nacht. Vor allem in der Nacht könnte dies zu erheblichem Ärger mit den Nachbarn führen, weshalb Jacintas neues Zuhause etwas abseits liegen sollte.
Jacinta macht am liebsten nur das, was sie gerade für richtig hält. Hat sie keine Lust, herzukommen, kann man lange vergeblich rufen. Meint sie, dass sie beim Spazierengehen lieber einen anderen Weg gehen möchte, kann es sein, dass sie alle vier Pfoten in den Boden rammt und bockt. Mit etwas Ablenkung und Fingerspitzengefühl kann man sie dann zwar doch „überreden“, aber sie versucht dann immer, es so aussehen zu lassen, als ob die Idee von ihr käme, um nicht das Gesicht zu verlieren. Jacinta ist auf keinen Fall ein Hund für Menschen, die gerne mit Hunden trainieren oder ihnen allerlei beibringen wollen, für „Kadavergehorsam“ und laute Befehlstönen hat sie nichts übrig. Sie ist vielmehr ein Hund für Individualisten, die Jacintas eigenen Willen schätzen, ähnlich wie bei einer Katze.
Bei ihren Bezugspersonen ist Jacinta super lieb und lässt alles mit sich machen. Auch tierärztliche Behandlungen waren bisher kein Problem. Sie schmust mit Begeisterung, lässt sich knuddeln und sogar mal einen Schmatz auf die Stirn drücken. Bei Fremden ist jedoch erst einmal Vorsicht geboten. Wie Jacinta Kindern gegenüber reagiert, können wir nicht sagen. Sicherheitshalber sollten nur größere Kinder oder Jugendliche in ihrem neuen Zuhause leben. Auch wenn wir nicht wissen, ob Jacinta schon einmal in einem Haus mit Menschen zusammengelebt hat, erwarten wir hier keine Probleme. Im Tierheim ist sie super brav, absolut sauber und vom Wesen her sehr ruhig. Wir denken, dass sie sich in einem Haushalt benehmen und sicher auch mal allein bleiben kann.
Wie die meisten Herdenschutzhunde ist sie eher gemütlich und gelassen. Ab und zu hat sie aber ihre „verrückten fünf Minuten“ und tobt ausgelassen durch den Garten. Auch ihre Spaziergänge genießt sie sehr, ist ausdauernd und sportlich. Mit anderen Hunden versteht sich Jacinta leider nicht immer. Mit manchen großen Rüden spielt sie zwar mitunter fröhlich, wenn sie gerade Lust dazu hat, ihre Laune kann aber schnell umschlagen, wenn sie sich durch eine Kleinigkeit provoziert fühlt (ein unbedachtes Anrempeln des anderen im Eifer des Spiels oder Streit um ein Leckerli). Wir möchten Jacinta daher nur als Einzelhund vermitteln. Es könnte aber sein, dass sie Katzen duldet. Vor dem Gitter unseres Katzengeheges zeigt sie sich zumindest immer sehr gelassen und freundlich.
Wie also sollte Jacintas Zuhause aussehen? Einmal ist die große Hündin auf keinen Fall für eine Wohnung geeignet. Jacinta braucht ein Haus mit einem ausbruchsicheren, eingezäunten Garten. Ihre neuen Menschen sollten wissen, dass Jacinta den größten Teil des Tages draußen verbringen möchte, vielleicht sogar die Nacht. Jacinta ist sehr robust und liebt es, draußen zu liegen und ihre Umgebung zu beobachten, auch kaltes Wetter oder Schnee hält sie nicht davon ab. Sie hat extrem dichtes Fell und scheint sich selbst an Minusgraden nicht zu stören. Im Tierheim nutzt sie zwar auch immer wieder gern ihren Innenzwinger und ihre Decken (und sollte auch in ihrem neuen Zuhause stets die Möglichkeit haben, nach drinnen zu ihren Menschen zu gelangen), am liebsten hält sie sich jedoch im eingezäunten Freilauf auf und passt auf.
Jacinta ist ganz sicher kein Hund wie jeder andere und auch kein Hund für jedermann. Aber sie hat auch etwas Magisches, etwas Ursprüngliches an sich, was uns Tierpfleger immer wieder von Neuem fasziniert. Und da es ja bekanntlich für jeden Topf einen Deckel gibt, ist es jetzt unsere Aufgabe, genau den richtigen Platz für unsere HSH-Dame zu finden. Wenn Sie sich angesprochen fühlen, können wir Sie gerne auch noch ausführlicher informieren oder Sie kommen einfach vorbei und lernen unseren Eisbär in natura kennen.
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(kastriert)